Benötigte Lesezeit: 4 Minuten
Roboter begeistern und ängstigen viele Menschen gleichermaßen. Bilder von Maschinen, die eigenständig laufen, springen, rollen und Türen öffnen können, gehen regelmäßig um die Welt. Wir stellen drei praktische Beispiele für den Einsatz intelligenter Maschinen aus den USA und Asien vor, die bereits jetzt Realität sind.
1) Roboter in der Gastronomie
In Singapur gehören Roboter bereits seit 2016 zum Alltag. Touristen, die den Stadtstaat in Südostasien besuchen, begegnen den maschinellen Helfern in zahlreichen Luxus-Hotels. So kümmern sich Yoshi und Yolanda im Yotel um den Zimmerservice und bringen ohne menschliche Unterstützung Handtücher, Toilettenartikel oder einen Snack vorbei. Auch Geburtstagsüberraschungen übernehmen die singenden Roboter. Im selben Haus kümmert sich der Yobot um das Gepäck und verstaut es automatisiert, bis die Gäste es abholen möchten. Ähnliche autonome Kollegen arbeiten etwa für die M&C Hotelgruppe, im Sofitel oder im Park Avenue Rochester Hotel.
Alle Roboter können eigenständig den Fahrstuhl bedienen, die richtige Etage erkennen und den Gast anrufen, wenn das korrekte Zimmer erreicht wurde. Dabei verzichtet das Design der Maschinen meist auf Arme oder Hände. Und das nicht nur wegen der technischen Komplexität des Greifens. Vielmehr sichert eine limitierte Funktionalität die Jobs der menschlichen Kollegen. Schließlich muss jemand die rollenden Buttler bestücken und Abfall entnehmen. Eine Ausnahme bildet der Küchenroboter Ausca, der im Restaurant “Beast and Butterflies” Spiegeleier zubereitet. Und damit ist er nicht alleine: Vollautomatisierte Gaststätten sind in China keine Seltenheit mehr.
Zahlreiche Videos im Web zeigen die Gastro-Roboter im Einsatz. Es wird jedoch immer darauf Wert gelegt, auch die menschlichen Kollegen in der näheren Umgebung abzubilden. Die übereinstimmende Botschaft: Roboter ersetzen den Menschen nicht, sondern ermöglichen ihm sich auf andere Tätigkeiten zu konzentrieren.
2) Roboter im Transportwesen
Wer gerade seinen Führerschein macht, sollte sich überlegen ob dieser sein Geld noch wert ist. Denn selbstfahrende Autos sind ab Juli 2018 Realität, zumindest in San Francisco. Informatiker Andrew Ng verkündete im März 2018, dass das Unternehmen Drive.ai ein neues öffentliches Verkehrsmittel innerhalb einer festgelegten Route zur Verfügung stellt. Das autonome Vehikel verzichtet auf einen Fahrer und bewegt sich eigenständig von Station zu Station.
Das spart Kosten und ist verlässlicher als Personal. Denn im Gegensatz zum Menschen, benötigt ein durch künstliche Intelligenz gesteuertes Auto keine Pause und kennt keinen toten Winkel. Das reduziert das Unfallrisiko erheblich und steigert die Effizienz. Diese Entwicklung dürfte Jobs im Transportwesen direkt beeinflussen. Die Berufe des Taxi- oder LKW-Fahrers könnten durch selbstfahrende Autos obsolet werden.
Obwohl Unternehmen wie Google, Uber oder Drive.ai die Weiterentwicklung autonomer Fahrzeuge mit Hochdruck vorantreiben, gibt es Herausforderungen die diesen Prozess verlangsamen. Intelligente Autos herzustellen ist ein hochkomplexer und kostenintensiver Vorgang. Dr. Park Byung Joon, Senior Dozent an der SIM University, sagte gegenüber Channel News Asia, dass ein personen-gesteuertes Auto bis 2030 günstiger sein wird, als ein selbstfahrendes. Er bezog seine Aussage auf ein entsprechendes Pilotprojekt, welches aktuell in Singapur durchgeführt wird.
Neben den hohen Kosten sind technische Schwierigkeiten im Bereich der künstlichen Intelligenz zu erwähnen. So können Algorithmen Gesten eines Verkehrspolizisten oder Bauarbeiters noch nicht korrekt interpretieren. Und obwohl maschinell gesteuerte Fahrzeuge sich bereits bei Regen ohne Probleme fortbewegen, bleiben Schnee oder Nebel ein Hindernis. Zwar verkündete Google Fortschritte in diesem Bereich auf der Entwicklermesse Google I/O 2018. Dennoch dürfte es noch einige Jahre dauern, bis wir auf den Führerschein verzichten können.
3) Roboter im Einzelhandel
Mensch versus Maschine heißt es auch im Supermarkt. Ein Mitarbeiter benötigt im Schnitt 25 Stunden für eine Inventur und erzielt ein zu 65 Prozent korrektes Ergebnis. Es handelt sich also um einen langwierigen Prozess mit einem fragwürdigen Resultat. Diese geschäfts-strategische Herausforderung des Einzelhandels adressieren gleich mehrere Unternehmen. In den USA haben es sich Simbe Robotics oder Bossa Nova zum Ziel gemacht, das Problem durch Automatisierung zu lösen. Beide Firmen bieten Roboter an, die autonom Regale und Produkte scannen. Die Maschinen erkennen in Echtzeit die Anzahl der vorrätigen Produkte, Preisfehler oder notwendige Nachbestellungen. Für eine vollständige Prüfung benötigen die intelligenten Assistenten im Schnitt eine halbe Stunde und erzielen ein zu 95 Prozent korrektes Ergebnis. Zahlen, die durch den Menschen nicht zu toppen sind. Im Idealfall helfen Roboter wie Tally (Simbe Robotics) den Umsatz zu steigern und die Kosten zu senken.
Eingesetzt wird die neue Technologie bereits in den amerikanischen Supermarktketten Target, Walmart und Schnucks. Die Verantwortlichen aller beteiligten Unternehmen betonen, dass es nicht darum ginge Mitarbeiter zu ersetzen. Vielmehr hätten diese nun die Möglichkeit sich verstärkt um den Kundenservice zu kümmern, Produkte zu verkaufen und die Warenannahme und Regalauffüllung zu übernehmen. Der Roboter wird als hilfreicher Kollege dargestellt, nicht als Konkurrenz.
Mein Fazit: Roboter sparen Zeit, Geld und minimieren das Unfallrisiko. Sie erledigen einfache Aufgaben und ermöglichen Mitarbeitern sich um weniger repetitive Tätigkeiten zu kümmern. Durch die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten bleiben die autonomen Helfer bisher Luxushotels oder großen Supermarktketten vorbehalten. Selbst dort sind sie im Moment limitiert im Einsatz. Mit der weiteren Entwicklung der Fähigkeiten und sinkendem Preis werden Roboter innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre zu unserem Alltag gehören.
Quellen:
- Photo by DALLE 2
- https://www.wired.com/story/self-driving-cars-texas-frisco-driveai/
- https://www.channelnewsasia.com/news/singapore/autonomous-vehicle-trials-to-be-expanded-beyond-one-north-khaw-8972562
- https://twitter.com/andrewyng/status/882711849392680960
- https://medium.com/@andrewng/self-driving-cars-are-here-aea1752b1ad0
- https://futurestores.wbresearch.com/simbe-robotics-innovative-shelf-auditing-technology-strategy-ty-u
- https://www.postscapes.com/pulse/tally-the-retail-shelf-auditing-robot/
- https://futurestores.wbresearch.com/simbe-robotics-innovative-shelf-auditing-technology-strategy-ty-u
- http://insideunmannedsystems.com/robots-in-retail/
- https://www.tripzilla.com/yotel-singapore-twin-robots/69784
- https://www.straitstimes.com/business/companies-markets/m-social-singapore-bags-awards-with-help-from-robot
- https://www.businessinsider.sg/robots-are-taking-singapores-hotel-industry-by-storm-heres-where-to-go-for-some-robot-hospitality/
MIT Sloan & MIT CSAIL Artificial Intelligence: Implications for business strategy program 2018-04-04